Potenziale fördern durch Capacity Building

Fundraiser Magazin

(Fundraiser – Das Branchenmagazin für Spendenmarketing, Stiftungen und Sponsoring, Ausgabe 4/2013) 

 

Capacity Building – die gezielte Investition in die strukturelle Entwicklung einer Organisation  - gewinnt auch im Fundraising immer mehr an Bedeutung. Ein Unternehmen hat dies erkannt und den Kapazitätsaufbau einer Selbsthilfegruppe finanziert.

 

„Die Kooperation und Begleitung von Selbsthilfeorganisationen ist Teil unserer Unternehmensphilosophie“, so eine Sprecherin des Unternehmens. „Doch wir wollten einen entscheidenden Schritt weitergehen und die Zukunft der Organisation auf eine tragfähige Basis stellen“. Das Unternehmen stellte erstmalig Mittel für eine externe Fundraisingberatung zur Verfügung, um die NPO konzeptionell zu fördern. „Die monetäre Unterstützung war gebunden an die Entwicklung interner Strukturen und die Vermittlung und Umsetzung von Basics im Bereich des Fundraisings“, so die Sprecherin weiter, „wir haben bewusst in die Professionalisierung investiert.“ Capacity Building – in den Staaten ein gängiges Model - findet in Europa nur langsam und sehr vorsichtig Nachahmer. Einige wenige Stiftungen sind hier einen Schritt weiter und fördern bewusst den Kapazitätsaufbau. Ein vorausschauender Ansatz, entscheidet doch gerade die Entwicklung von tragfähigen und zukunftsweisenden Fundraisingkonzepten über Wachstum oder Niedergang einer NPO. In der Regel verfügen die Initiatoren von Selbsthilfeorganisationen und gemeinnützigen Einrichtungen über ein komplexes Fachwissen und sind großartig im Mobilisieren ihres Anliegens. Sie leisten in ihrem Kontext und für die Betroffenen eine unschätzbare Arbeit und tragen die Grundlage einer NPO - die Mission – ganz selbstverständlich in sich.

 

Umso bedeutender ist es, den meist ehrenamtlich Engagierten, einen Fundraising-Leitfaden an die Hand zu geben, der sie befähigt ihre Angebote nachhaltig zu implementieren. Fast immer handelt es sich um begnadete Beziehungsfundraiser. So wie sie starteten die meisten der heute erfolgreichen NPO´s - mit einer großen Portion Enthusiasmus und wenig Erfahrung im Strukturieren einer gemeinnützigen Einrichtung. Häufig geraten vor der dringlichen Mission Administration, durchorganisierte Handlungsabläufe und Strategien in den Hintergrund. Wenn dann noch durch die steigende Nachfrage das Boot Fahrt aufnimmt und viele Aufgaben plötzlich zeitgleich erledigt werden müssen, kann das zu einem verzweifelten Rudern im Kreis führen. Häufig werden alle Offerten des Marktes angenommen und halbherzig eingesetzt, was fast immer zu einem nicht mehr zu entwirrenden Netz von Aktivitäten führt.

 

Wie elementar aber ein Organisationsmanagement für ein gelingendes Fundraising ist, merken viele NPO´s oft erst, wenn im Rahmen einer Beratung Parameter abgefragt und gefordert werden. Hier offenbaren sich die entscheidenden Lücken und Mängel. Mittels Kapazitätsbildung kann hier einer aufstrebenden Einrichtung gezielt Hilfe an die Hand gegeben werden. Ein „Fahrplan“, der hilft Fallstricke zu entdecken und schwarze Organisationslöcher ausfindig zu machen. Es gilt Ressourcen zu entdecken, Verantwortliche zu definieren, Handlungsstränge zu entwerfen,  realistische Ziele festzulegen und den Weg dorthin zu entwickeln. Am Beispiel der österreichischen Selbsthilfegruppe konnte beobachtet werden, wie sich die Akteure in diesem Entwicklungsprozess erstmalig der Wertigkeit ihres Handelns bewusst wurden. Dies wiederum wirkte sich positiv auf das Agieren im öffentlichen Raum aus. Schritt für Schritt wurden im Rahmen der Kapazitätsbildung eigene Ideen und tragfähige Ansätze ausgearbeitet. Die äußere, ordnende Form führte zu einer inneren Struktur. Erste Erfolge in Form steigender Mitgliederzahlen konnten in kürzester Zeit vermerkt werden. „Mir war bewusst, dass ich mich über kurz oder lang intensiv mit der Mittelakquise beschäftigen muss, um den Menschen, die die Selbsthilfe aufsuchen, auch zukünftig Hilfe und Unterstützung anbieten zu können. Wie tief Fundraising in das Gefüge einer NPO eingreift und welche Stellschrauben angezogen werden müssen, um eine tragfähige Basis zu schaffen, dies habe ich erst im Laufe des Prozesses realisiert“,  resümiert die Initiatorin der Selbsthilfegruppe. „Nun habe ich einen roten Faden an der Hand, der mich bei meinen ersten Schritten leitet. Die Organisation selbst hätte die Geldmittel für den Kapazitätsaufbau nicht aufbringen können“, erklärt die Leiterin der NPO abschließend. Werden Erwartungen und Ziele im Vorfeld von beiden Seiten klar definiert und festgelegt, profitieren alle Beteiligten von dieser innovativen Investition. Der Mittelgeber, weil er sich einem professionell agierenden und ressourcenorientierten Partner gegenüber sieht – die NPO weil sie ihr gesellschaftlich relevantes Hilfsangebot sicher am Markt platzieren kann und durch die zu erwartenden steigenden Mittel handlungs- und zukunftsfähig ist. Capacity Building, ein interessantes Konzept, das – nicht nur in Österreich - Schule machen sollte.